PDC Darts WM 2021

In wenigen Tagen ist es wieder soweit. Die PDC Darts Weltmeisterschaft im mittlerweile legendären „Ally Pally“ beginnt am 15.12.

Im Alexandra Palace im Norden des Londoner Stadtbezirks Haringey finden normalerweise knapp 3000 Darts Fans Platz, die vor allem durch ausgefallene Kostüme, sowie lautstarke Fangesänge auf sich aufmerksam machen. Sie machen das Turnier eigentlich erst so besonders.

In diesem Jahr ist alles anders. Durch die Corona-Pandemie, die weltweit für Einschränkungen sorgt, ist eben nichts so, wie es normalerweise ist. Von Mitte März bis Juli war der Spielbetrieb auf der World Tour ausgesetzt, danach wurden alle Turniere komplett ohne Zuschauer ausgetragen. Viele Sportstätten müssen nach wie vor leer bleiben, im Ally Pally hingegen dürfen bis zu 1000 Fans pro Session dabei sein, ausnahmslos Briten. Bis zu 4 Personen aus dem engeren Umfeld und Getränkebestellungen per spezieller App klingen erstmal nicht nach all zu großen Einschränkungen. Kostümierungen und laute Gesänge sind aber untersagt.

Die 28. Ausgabe der von der Professional Darts Corporation (PDC) organisierten Darts-Weltmeisterschaft steht also unter besonderen Vorzeichen. Die Spieler müssen sich in eine Art Bubble begeben, die typischen Abläufe dürften sich für viele Spieler verändern.

Traditionell finden die 1. und die 2. Runde (in der die meisten der Teilnehmer einsteigen) vor Weihnachten zwischen 15. und 23. Dezember statt. Die meisten Spieler fliegen danach nach Hause und verbringen die Feiertage bei der Familie. In diesem Jahr dürfte das für viele Teilnehmer aber schwierig werden.

Der einzige österreichische Teilnehmer z.B., Mensur Suljovic, ist ein Familienmensch durch und durch. Er steigt erst am 23.12. ins Turnier ein und würde ein mögliches Drittrundenspiel bereits am 27.12. bestreiten. Unter allen Corona-Maßnahmen nach Hause zu fliegen könnte nicht nur logistisch schwierig werden, es würde wohl auch ein gewisses Risiko beeinhalten, sich möglicherweise irgendwo anzustecken.

„The Gentle“, wie sein typischer Spitzname im Dartsport lautet, ist 48 Jahre alt und spielt Darts seit 1989. Seit 2008 ist er Mitglied der PDC, dem größten und bekanntesten Dartsverband, und aktuell die Nummer 20 der Weltrangliste. Seine bisher erfolgreichste Zeit hatte er in den Jahren 2016 bis 2018, als er etwa die Champions League of Darts gewann und ins Finale der European Darts Championship vordrang. Eine Finalteilnahme beim World Matchplay steht in dieser Zeit ebenso zu Buche wie zum Beispiel Halbfinalteilnahmen World Grand Prix.

Die PDC-Weltmeisterschaft lag ihm allerdings noch nie besonders. 2011, 2016 und 2018 kam er zwar jeweils ins Achtelfinale (gleichzusetzen mit der 4. Runde), dem gegenüber stehen jedoch einige frühe Niederlagen davor und danach. Ausgerechnet der Modus der WM liegt dem in Jugoslawien geborenen Wiener ganz und gar nicht. Gespielt wird in der zweiten Runde auf drei gewonnene Sätze, für jeden Satz braucht es drei gewonnene Legs. Ein Satz kann sehr schnell in eine Richtung gehen, kurze Schwächephasen werden in der Regel hart bestraft.

Die hat Suljovic zwar immer wieder mal, unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass er ein Spieler von Weltklasseformat ist, der bereits in den Top 10 der Weltrangliste stand und für die legendäre Premier League of Darts nominiert wurde. Das schaffen nur die allerbesten Spieler dieser Welt.

Darts ist vor allem eines, ein Kopfsport. Die psychische Anstrengung in einem Spiel mit Höhen und Tiefen ist nicht zu unterschätzen, vor allem in Spielen gegen Underdogs, wenn sich das Publikum schnell mal lautstark auf die Seite des Außenseiters schlägt. Im letzten Jahr verlor Suljovic etwa in seinem ersten Spiel gegen Fallon Sherrock, einer damals 25 Jahre jungen Engländerin, die in der 1. Runde als erste Frau überhaupt ein Spiel bei einer PDC WM gewinnen konnte. Man kann sich vorstellen, was der Kopf mit einem macht, wenn die ganze Halle plötzlich gegen dich ist, weil eine junge Lokalmatadorin die Darts ihres Lebens spielt und das obwohl du selbst normalerweise durchaus als Publikumsliebling zählst.

In seinem ersten Spiel (23.12. Nachmittagssession ab 13 Uhr) trifft er auf den Sieger aus Maik Kuivenhoven gg. Matthew Edgar. Zwei eher unbeschriebene Blätter, wenn es um größere Turniere geht. Doch schon in Runde 3 (27.12. Abendsession ab 19 Uhr) könnte er auf den an Nummer 13 gesetzten ehemaligen Weltmeister Gary Anderson treffen. Der hat allerdings in Runde 2 mit Madars Razma die lettische Nummer 1 als Gegner, der vor allem in Spielen mit so kurzem Format, immer für eine Überraschung gut sein könnte.

In weiterer Folge würden die Gegner laut Setzliste mit Michael Smith und danach mit Rob Cross oder Adrian Lewis (ebenfalls ehemalige Weltmeister) nicht unbedingt einfacher werden. Mit Fortdauer des Turniers, verlängert sich nämlich auch die Länge der Spiele (Best of 7 Sätze in Runde 3 und 4, danach weiter steigend).

Einige Namen der eigentlichen Favoriten dieser Weltmeisterschaft sind nun schon gefallen. Doch wer wird am Ende Weltmeister? Topgesetzt ist wie bereits seit Jahren Michael van Gerwen. Der Niederländer ist seit Jahren der Dominator der Dartswelt. Aber auch er musste bereits am eigenen Leib spüren, dass die WM ihre eigenen Regeln hat Geschichte immer erst geschrieben werden muss.

Erst im letzten Jahr verlor er trotz großer Favoritenrolle im Finale gegen den lange als ewigen Zweiten bekannten Peter Wright. Der Titelverteidiger ist es auch. der an Nummer 2 dieses Turniers gesetzt ist. Dahinter finden sich für Dartsfans klingende Namen wie Gerwyn Price, Michael Smith oder Rob Cross. Dahinter machen sich auch Nathan Aspinall, James Wade, Dave Chisnall oder Dimitri Van den Bergh Hoffnungen.

Es wäre nicht der erste Außenseitersieg in diesem Jahr. Der Portugiese José de Sousa, bis vor kurzem nicht einmal den größten Darts Fans ein Begriff, schockte beim European Darts Grand Prix in Deutschland Michael van Gerwen und gewann später sogar beim Grand Slam of Darts.

Aus deutscher Sicht muss man vor allem ein Auge auf Gabriel Clemens werfen. Der an Nummer 31 gesetzte Deutsche hat in diesem Jahr einen rießen Schritt in Richtung Weltklasse gemacht und kann mittlerweile jeden schlagen. Nur aufgrund der Order of Merit (der Rangliste des verdienten Preisgeldes der größten Turniere in den vergangenen zwei Jahren) befindet er sich noch relativ „weit“ hinten im Starterfeld.

Was denkt ihr, wer sich bei der diesjährigen Weltmeisterschaft durchsetzen wird?

Zu verfolgen gibt es die Darts-WM übrigens wie jedes Jahr im deutschen Sport1 oder beim kostenpflichtigen Sreaming-Anbieter DAZN (keine Werbung).

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